Ich sehe, dass mein erster Beitrag über „in die Hose machen und Einkoten“ häufig aufgerufen wird und also ein großer Bedarf da ist. Daher möchte ich nun die homöopathische Behandlung bei diesem Problem ein wenig genauer beschreiben und den Eltern damit Mut machen:
Ich behandle häufiger Kinder, die auch noch im Kindergarten- oder Schulalter in die Hose machen. Das Thema ist peinlich, wird wenn möglich verborgen gehalten und ist sehr emotional; die Eltern sind oft am Ende ihrer Nerven.
Wenn sie zur Behandlung kommen, ist es bei den vielen Gefühlen manchmal gar nicht gut, wenn das betroffene Kind alles im Gespräch mithört. Das ist meine Erfahrung. Daher biete ich den Eltern an, ein erstes Gespräch mit Ihnen alleine zu führen. Ohne Anwesenheit des Kindes.
Beim homöopathischen Erstgespräch, der Anamnese, wird ausführlich über das Verhalten und die einzelnen Symptome des Kindes gesprochen. Die Eltern erzählen von Ihrem Alltag, wie sie mit ihrem Kind und dem Problem umgehen, und es kommt dabei oft soviel Verzweiflung („ich halte es einfach nicht mehr aus“) oder auch Wut auf das Kind („ich hasse mein Kind regelrecht“, „es kommt mir manchmal so vor, als ob….. es mit Absicht macht“) heraus, dass es einfach mit gut für das Kind wäre, dies alles zu hören.
Und den Eltern gebe ich so die Möglichkeit, sich einfach mal „freizusprechen“, ihre Gefühle auszusprechen, ohne Angst vor Ablehnung. Für mich ist es im Gegenteil sogar nützlich und wichtig, zu hören was los ist, welche Gefühle da sind, um daraus eine Idee für das homöpathische Mittel zu bekommen. Manchmal bekommen auch Vater oder Mutter von mir ein Mittel, um besser mit dem Alltag zurechtzukommen.
Das kann für’s allererste schon etwas helfen, noch ehe das Kind selbst überhaupt ein Mittel erhält; denn wenn es der Mutter oder/und dem Vater besser geht, geht es automatisch (!) auch dem Kind besser.
Wenn es für die Eltern schwierig ist, in meine Praxis zu kommen, aus welchen Gründen auch immer (Scham, keine Zeit, weiter Weg, oder sonst was..) führe ich dieses erste Gespräch mit ihnen auch am Telefon. Dazu nehme ich mir genauso viel Zeit, wie bei einem „Anwesenheitstermin“ (in der Regel mindestens 1 1/2 Stunden).
Auch ein Telefongespräch ist ein vollwertiges Gespräch. Manchmal lasse ich mir vorher ein Foto des Kindes zuschicken, so kann ich mir noch besser vorstellen, über wen wir sprechen. Die Eltern kommen danach anschließend – wenn möglich – zu einem (kürzeren) Kennenlerntermin mit Kind. Dabei bekommt das Kind dann oft schon ein paar erste Kügelchen. Es kann auch sein, dass ich nach einem sehr ausführlichen Telefongespräch eine homöopathische Arznei empfehle (Rezept) oder per Post schicke.
Der Vorteil der Homöopathie ist, dass man nur eine gute, ausführliche Beschreibung der einzelnen, speziellen Symptome braucht, um sich ein Bild zu machen, um sich klar werden zu können, welche Arznei ganz ähnliche Symptome hat. Denn darum geht es ja in der Homöopathie: ein ganz ähnliches Mittel finden, das möglichst gut zur Gesamtheit des jeweiligen Kindes passt. Und ohne sonst übliche Nebenwirkungen wirkt.
Die Wirkung beginnt sofort nach Einnahme der Arznei. Die Arznei gibt einen Anstoß, setzt etwas in Gang. Nach meiner Erfahrung braucht es einige Wochen (etwa 4 – 8 Wochen), bis sich die ganze Wirk-Kraft der Arznei entfaltet hat. Dann ist ein Folgetermin erforderlich. Bei diesem wird über Veränderungen in der Zwischenzeit gesprochen. Diese bewerte ich und entscheide entsprechend über das weitere Vorgehen.
Es lässt sich nicht vorraussagen, wie lange eine Behandlung dauert und wieviel sie bringt. Wenn ich sehe, dass ich in der Behandlung mit Homöopathie alleine nicht weiterkomme, spreche ich es offen aus und empfehle die Eltern weiter.
Meiner Erfahrung nach ist die Homöopathie aber einen Versuch wirklich wert.
Genug für heute.
Herzlich,
Ulrike Reiff