Kennen Sie das auch, oder jemand in Ihrer Familie? – Das weit verbreitete Gefühl bzw. den Zustand der Unruhe, Nervosität, der inneren und äußeren Anspannung.
Bei Erwachsenen kann der Zustand als innere Unruhe so kompensiert sein, dass man nach außen gar nichts merkt. Die betroffene Person erscheint völlig ruhig. Innerlich aber sieht sein gefühlter Zustand ganz anders aus: es geht nicht schnell genug, man kann nicht abwarten, kommt von bestimmten Gedanken nicht los, hat das Gefühl, nicht fertig zu werden, langsam zu sein. Es kann auch sein, dass der innere Unruhezustand sich in kleinen Dingen oder kurzen Momenten zeigt: einem häufigen Ringen der Hände, Bewegung oder Zucken in den Füßen, wiederholt dieselben Tätigkeiten ausführen, uneffektives „Arbeiten“, Konzentration fällt schwer, plötzliche Ausbrüche von Gereiztheit.
Bei Kindern verhält es sich etwas anders: Kinder kompensieren nicht wie Erwachsene (besonders je jünger sie sind). Sie sind immer ganz das, was sie fühlen. So zeigt sich Unruhe bei Kindern auch immer äußerlich (= körperlich). Sie sind dann z. B. wirklich ständig in Bewegung (auch beim Essen). Reagieren empfindlich auf Warten, wollen alles sofort; können nicht lange bei einer Tätigkeit bleiben, stehen wie unter Strom, werden schnell wütend oder fletschen die Zähne.
Schnell wird gerade bei Kindern ein „auffälliges Verhalten“ daraus und (manchmal viel zu schnell) steht vielleicht dann „Hyperaktivität“ im Raum, AD(H)S, und es entsteht Druck für die ganze Familie.
In meiner Praxis schaue ich genau diese unruhigen Zustände des Einzelnen – Kind oder Erwachsener – an. Wie exakt stellt es sich dar, oder wie fühlt es sich für denjenigen an. Welche Beschwerden gibt es außerdem noch? Ist derjenige häufig krank? Leidet er unter Durchfall, Verstopfung, Schlaflosigkeit? – All dies wird mit berücksichtigt, um eine homöopathische Diagnose zu stellen.
Die Homöopathie hat viele Mittel bei Ruhelosigkeit. Oft sind auch einfache Mineralstoffgaben sehr wirkungsvoll. Magnesium z. B. hat viel mit Anspannung und Entspannung zu tun. Nützlich kann auch ein Kryptopyrrol-Test sein. Die Stoffwechselstörung der Kryptopyrrolurie kommt immerhin bei über 30 % der „ADHS-Kinder“ vor.
Ein typisches homöopathisches Mittel bei Unruhe ist Calcium phosphoricum, besonders bei Kindern mit großer Unzufriedenheit und „Gejammer“, häufig einhergehend mit Verschlimmerung in Wachstumsphasen (auch Wachstumsschmerzen) oder mit Kopfschmerzen nach der Schule. Ein anderes Mittel auch typisch für Erwachsene ist Tuberkulinum, bei dem meist Zornausbrüche zur Unruhe dazu kommen – gerne zusammen mit Allergien oder häufigen Infekten auf der körperlichen Ebene. Die Mittel verhelfen zu mehr Zufriedenheit und stärken die körpereigene, innere Kraft. Andere häufige Mittel in meiner Praxis sind Arsenicum album, Medorrhinum, Lycopodium oder Sulfur.
Ich schaue immer nach der Gesamtheit der Symptome des Einzelnen – erwachsen oder Kind. Auch über eine homöopathische Arznei hinaus! Wie sind die Lebensumstände? Wie sieht der Alltag desjenigen aus? Welche Schwächen gibt es? Welche Stärken, die gefördert werden sollen? So lässt sich herausfinden, was sonst noch gebraucht wird.